Mit anderen Reservisten der israelischen Streitkräfte (IDF) wartet Noy Leyb (32) auf den Befehl zur Bodenoffensive in Gaza. Und obwohl die Soldaten vor den vielleicht blutigsten Häuserkämpfen jemals stehen, wächst ihre Ungeduld.
„Ich wünschte, es würde noch heute Nacht losgehen!“, sagt Leyb, der eigentlich als Startup-Unternehmer in New York lebt, zu BILD.
Die Wochen des Wartens nutzten die Truppen zur minutiösen Vorbereitung. Das sei nicht mehr die „Hamas von früher“, urteilt Leyb. Auf jedem Meter in dem dicht besiedelten Häuserlabyrinth drohen Sprengfallen und Hinterhalte. „Jeder Schritt kann dein letzter sein.“ Leyb stammt aus Kanada, hatte einen fünfjährigen Militärdienst in Israel absolviert.
Der israelische Reservist Noy Leyb flog nach dem Terror-Horror durch Hamas-Schlächter sofort von New York nach Israel
Foto: Privat
Dann kam der 7. Oktober – Israels 9/11!
Leyb erhielt eine Flut verstörender Nachrichten – „Morde“, „Entführungen“, „Raketenbeschuss“. Erst konnte er sich während einer schlaflosen Nacht fast keinen Reim draus machen. Doch schon am nächsten Abend saß Leyb im Flieger nach Tel Aviv – in einem der ersten Linienflüge nach dem Terror-Horror.
Im Flieger werden die Reservisten gesegnet
In einer Durchsage wurden die Reservisten in den Sitzreihen gesegnet. „Das war schon ein sehr, sehr emotionaler Moment“, so Leyb mit stockender Stimme zu BILD.
Er landete in einem Land „wie in Trance“: Es sei gar nicht möglich gewesen, all diese Videos und Berichte der Terror-Barbarei zu verarbeiten. Klar war für ihn nur: „Die Mission, den Staat Israel zu verteidigen!“
Noy Leyb zögerte keine Sekunde: Er nahm eine der ersten Linienmaschinen von New York nach Tel Aviv
Foto: Privat
Es blieb wenig Zeit, ein kurzer Besuch bei seinen Eltern und Großeltern – Montagmorgen war er bereits im Camp. Jeder Tag wird jetzt genutzt zur Vorbereitung. Die Taktiken der Terrororganisation Hamas werden erklärt, ihre Stärken und Schwächen. Besonders die Tunnelanlagen seien dramatisch ausgebaut worden, ihre Strategien „viel smarter“ als früher.
Der Reservist nüchtern: „Wir wollen hier nicht in eine riesige Todesfalle marschieren, wir wollen extravorsichtig sein!“ Man müsse auch mental vorbereitet sein: „Bei jedem Schritt, den ich mache, kann ich auf eine Mine treten, alles, was man in einem Haus anfasst, könnte explodieren.“
Mit Luftangriffen soll die erwartete Bodenoffensive vorbereitet werden
Foto: ARIS MESSINIS/AFP
Aber er weiß auch: „Es gibt keine Schule, die dich für so etwa wirklich ausbilden kann.“
Und langsam werde das Warten zu einer der größten Herausforderungen. Während hunderttausend Truppen auf die Bodenoffensive warten, übertreffen sich Militärexperten im TV mit grimmigen Analysen über die erwarteten, blutigen Kämpfe – Haus zu Haus, Zimmer zu Zimmer, Tunnel zu Tunnel. Querverweise auf die blutigsten Stadtkriege in der jüngeren Geschichte werden gezogen, darunter vor allem die Rückeroberung von Falludscha (Irak) durch US-Einheiten und die Befreiung von Mosul (Irak) aus dem Würgegriff der ISIS-Terroristen.
Die Vorstellung, was die Geiseln erleben, quält die Truppen
In Momenten der Angst geistern Horrorbilder durch seinen Kopf, die verbrannten Babys, die geköpften Leichen: „Ich kann die nicht mehr Terroristen nennen, sie sind viel schlimmer“, sagt Leyb. Und mitten drinnen sind nach wie vor Geiseln, tief in den Tunneln und Bunkern. „Der Gedanke ist unerträglich, dass sich Eltern lieber den Tod ihrer entführten Kinder wünschen, weil sie die Folter für schrecklicher halten.“
Währenddessen sieht der Soldat die Berichte über die Pro-Palästina-Demonstrationen von Berlin, London nach New York: „Viele Menschen plappern einfach Missinformation nach, sie sind wohl nicht besonders gebildet.“
Seine Gedanken gelten aber vor allem den Terror-Opfern: „Einer meiner Freunde wurde angeschossen, ein früherer Armeekamerad getötet – für sie und alle anderen in diesem kleinen Land werden wir kämpfen!“
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