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Diskussion um Wölfe: Bauer berichtet von "furchtbaren Bildern"

Ein Bauer schlägt wegen des Wolfs Alarm bei "Markus Lanz". Die Raubtiere veränderten gerade massiv das Leben auf dem Land.

"Diese brutalen Bilder gibt es in keinem Stall und die gibt es in keinem Schlachthof", sagte Landwirt Christian Lohmeyer in der Nacht zu Donnerstag bei "Markus Lanz". Gemeint waren von Wölfen gerissene Schafe in Niedersachsen. Viele der Aufnahmen konnten in der ZDF-Talkshow nur gepixelt gezeigt werden. Der Bauer warnte: Die Raubtiere suchen sich gerade neue Opfer – und verändern das Leben auf dem Land massiv.

Lohmeyer hatte im April 2023 mit einem Handyvideo für Aufsehen gesorgt. Er zeigte darin die gerissenen oder auf der Flucht vor Wölfen ertrunkenen Schafe seines Nachbarn auf einem Deich an der Weser. "Das sind furchbare Bilder, die kaum zu ertragen sind", sagte er bei Lanz. Der Bauer hatte daraufhin seine Herde verkauft und damit eine jahrhundertealte Tradition seiner Familie zum Deichschutz aufgegeben.

Angst vor dem Wolf

Seine emotionale Tirade gegen die Politik aus dem Video setzte der Niedersachse bei Lanz fort. "Ich bin durchaus Wolfsfreund. Mich fasziniert das Tier", stellte Lohmeyer zu Beginn der Sendung klar. Seiner Ansicht nach verkennen Experten und die Politik aber komplett die Lage in den betroffenen Landstrichen: "Es ist wirklich dramatisch."

Ähnlich ging es ihm mit den Vorschlägen der Tierärztin Barbara Seibert. Sie war in der kurzen Sendung ab Mitternacht der einzige andere Gast bei "Markus Lanz". Die Tierpsychologin sagte in der Talkshow: 75 Prozent der Angriffe von Wölfen in Deutschland würden auf Herden geschehen, die nicht ausreichend geschützt gewesen seien.

"Strom ist der allerbeste Tierschutz", warb sie für Elektrozäune und verwies auf erfolgreiche Programme, um mit Hunden Herden zu schützen. "Was Frau Seibert beschreibt, ist in der Theorie alles ganz fantastisch. Aber das Doofe ist, das wir in der Lebenswirklichkeit agieren", widersprach Lohmeyer.

Wolf verändert Leben auf dem Land

Der Umstand, dass Wölfe ausgewachsene Rinder reißen können, mache auch Eltern zunehmend Angst. Das Kind im Winter in morgendlicher Dunkelheit allein zur Bushaltestelle schicken? "Ich mach das nicht mehr", sagte der Landwirt. Er stellte aber auf Nachfrage von Lanz hin klar: In seiner Gegend sei nie ein Kind vom Wolf angefallen worden.

"Wir hatten hier in Deutschland nie einen Fall von Wolfsübergriffen auf Menschen in den letzten 30, 40 Jahren", betonte Tierärztin Seibert. Für Lohmeyer ist das möglicherweise nur eine Frage der Zeit. "Wir hatten aber auch noch nie eine so hohe Population, die auf eine Gesellschaft gestoßen ist, die sie nicht abwehrt, die sie komplett duldet. Das ist das Neue und das Gefährliche", sagte er.

Ihm zufolge geben immer mehr Rinder- und Pferdezüchter ihre Betriebe auf – wegen hoher Kosten für Schutzzäune (so die überhaupt realisierbar sind), aber auch aus Angst vor einem Unglück. Der Landwirt warnte, dass Rinder, die vor einem Wolfsrudel flüchten, leicht auf Straßen oder Schienen verheerende Unfälle auslösen könnten: "Das ist eine Riesengefahr, die auf uns zukommt."

Wölfe schießen?

Lohmeyer forderte die Politik bei "Markus Lanz" wie schon in seinem Handyvideo auf, endlich die Realität anzuerkennen – sprich, die Ausbreitung des Wolfs zu stoppen und die Populationen zu begrenzen. In vielen Regionen in Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern mit Rudeln gebe es schlicht gar nicht genug Wild, von dem die Raubtiere leben könnten. Die Politik agiere aber häufig "so naiv, da fällt einem nichts ein", schimpfte der Bauer. "Man fühlt sich als Tierhalter, als wenn du vom Opfer zum Täter gemacht wirst".

"Ich finde es nicht zielführend, wenn so eine Debatte so hochemotional geführt wird", kritisierte ihn Seibert. "Wir können alle Wölfe abschießen, dann haben wir keine Probleme mehr." Das funktioniere aber nur, wenn ganz Europa "wolfsfrei" gemacht werde. "Ich möchte die Wölfe nicht ausrotten", wies Lohmeyer den Vorwurf von sich. Die Wolfspopulation explodiere aber "auf völlig unnatürliche Weise", da die Tiere keine Feinde mehr hätten.

Der Schutz des Wolfs ging laut dem Bauern und Jäger so weit, dass ein von einem Auto angefahrener Wolf von ihm oder der Polizei nicht erlöst werden durfte. Es habe erst nachts ein Amtsveterinär aufgetrieben werden müssen, um ordnungsgemäß festzustellen, dass das sterbende Tier nicht mehr dem Arterhalt dienen konnte. "Für mich ist das staatlich verordnete Tierquälerei", sagte Lohmeyer.