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Unabhängigkeit zahlt sich aus: Wie Dörfer die Energiekrise meistern

Obwohl Deutschland die Gaskrise fest im Griff hat, ist Feldheim in Brandenburg von hohen Energiepreisen weitgehend verschont geblieben. Die Kleinstadt liefert seit vielen Jahren Strom und Wärme. Möglich macht dies ein durchdachtes System mit vorbildlichen Charakteren.

Dutzende von Windturbinen ragen aus endlosen Mais- und Roggenfeldern in einen wolkenlosen Himmel. Das kleine Dörfchen Feldheim vor der Kulisse sanft drehender Rotorblätter hat nichts mit den unzähligen verschlafenen Städten Brandenburgs zu tun. Die einzige Hauptstraße ist von alten Häusern gesäumt. Im Schatten von Laubbäumen nagt das Wetter am Scheunenholz. Supermärkte, Bäckereien oder Restaurants gibt es in diesem Viertel rund 90 Kilometer südlich von Berlin nicht.

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Doreen Vorsitzende des Vereins Raschemann Feldheim zur Förderung der Neuen Energie.

(Foto: Robert Grünheit)

Was die Feldheimer von den meisten Menschen unterscheidet: Sie sehen die Energiekrise nüchtern . Steigende Kosten bedrohen anderswo die Lebensgrundlagen, und die Gasspeicherkapazitäten sind der Laune des russischen Präsidenten Wladimir Putin geschuldet, aber 130 Dörfer liefern seit mehr als einem Jahrzehnt Strom und Wärme. Ein cleveres Zusammenspiel aus erneuerbaren Energien und einem einzigartigen Strom- und Wärmenetz macht Feldheim zum ersten und einzigen Standort in Deutschland, der vollständig energieautark ist.

Es funktioniert: „Die Preise steigen überall, aber seit die EEG-Umlage im Juli abgeschafft wurde, war unsere Stromrechnung nie günstiger“, sagt Doreen Raschemann vom Forum Neue Energien Feldheim. In einem modernen Besucher- und Ausstellungszentrum begrüßt sie Gäste aus aller Welt, die erfahren wollen, wie man die Energiewende gerecht und funktional umsetzt.

Feldheim bietet Standortvorteile

Angefangen hat alles mit der Idee meines Mannes Anfang der 1990er Jahre. Doreen Raschemann erinnert sich: Auf dem Hochplateau des Hoare Framing Country Parks gelegen, bietet das Areal das perfekte Maß an Platz und vor allem Wind.

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Hauptstraße führen die

(Foto: Robert Grünheit)

„Anfangs wollten die Leute klassische Informationen und standen dem Bau von Windkraftanlagen skeptisch gegenüber. Ich schon“, sagt Michael. ntv. Knape im Gespräch mit de. Der Bürgermeister von Troyenblitzen, zu dem Feldheim gehört, hat das Projekt von Anfang an unterstützt. „Dabei ging es um die Entfernung zu den Dörfern, wie laut die Anlage war und ob nicht zu viel Fläche für die Landwirtschaft übrig blieb.“ Doch der Streit habe stichhaltige Gründe, sagt Knape. "Die Argumente waren nie kontrovers, aber sie zielten immer auf den Dialog. So wurden immer wieder Kompromisse geschlossen."

Das Land wurde gepachtet und die örtliche landwirtschaftliche Genossenschaft willigte ein. 1995 nahm seine neu gegründete Firma Energiequelle GmbH ihre erste Windkraftanlage in Betrieb. In dieser Zeit ist der gesamte Windpark gewachsen und mittlerweile pumpen 55 Räder jährlich 250 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom ins öffentliche Netz. Zum Vergleich: 1 Million kWh reichen aus, um ganz Feldheim ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.

Darüber hinaus wurde 2008 eine verlassene Militäranlage in der Umgebung von der Energiequelle GmbH in einen Solarpark umgewandelt. Fast 10.000 Photovoltaikanlagen werden in diesem Solarpark die Sonnenstrahlen in Energie umwandeln. Diese decken den Jahresbedarf von etwa 600 Vier-Personen-Haushalten. All dies ist fortschrittlich, aber immer noch keine Seltenheit. Deutschlands ländliche Räume dienen als Motoren der Energiewende und Onshore-Windkraftanlagen prägen das Bild der gesamten Region.

Wir besitzen sowohl Wärme als auch Strom

Aber in Feldheim reicht das Vertrauen in den Pionier Raschemann und sein Unternehmen, um noch einen Schritt weiter zu gehen. In Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Genossenschaft entstand der Plan, neben Strom auch Wärme auf dem Gelände zu produzieren. Seit 2008 liefern sie Biogasanlagen mit integriertem Blockheizkraftwerk. Die zur Energiegewinnung benötigte Gülle, Maissilage und Getreideschrotmischungen werden von Landwirten aus der Umgebung bereitgestellt. Betrieben wird die Anlage von der landwirtschaftlichen Genossenschaft , die mit derzeit 30 Mitarbeitern Feldheims größter Arbeitgeber ist. Schalten Sie die Hackschnitzelheizung an einem besonders kalten Wintertag ein, wenn die Heizung auf voller Leistung läuft. Das Verbrennen von Holz, das aus dem umliegenden Wald gehackt wird, macht die Wärmeerzeugung noch sicherer.

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Biogasanlagen bilden das Herzstück der Feldheimer Wärmeversorgung.

(Foto: Robert Grünheit)

Anfangs waren Biogasanlagen nur für die gewerbliche Nutzung gedacht, aber auch in Privathaushalten wächst das Interesse war. Um den Anschluss wirtschaftlich zu gestalten, war jedoch ein separates Nahwärmenetz erforderlich. „Zunächst haben wir in Feldheim entschieden, wie viel Wärme wir brauchen, und nach drei Bürgerversammlungen war fast allen klar, dass es sich lohnt“, sagt Raschemann. Heizen mit einer Biogasanlage spart nicht nur Wartung, sondern vor allem teures Kerosin und CO2. Die Dorfbewohner schlossen sich zusammen, um ihren eigenen Energieversorger zu gründen, die Feldheim Energie GmbH & Co. KG gegründet. „Plötzlich war die Familie Feldheim Unternehmer und hatte einen eigenen öffentlichen Betrieb“, erinnert sie sich.

Ein echter Wunsch nach Unabhängigkeit ist erwacht. Idee: Wenn Sie eine Straße aufreißen müssen, um eine Stromleitung zu verlegen, warum speisen Sie den vor Ihrer Haustür erzeugten Strom dann nicht in ein anderes Netz ein?

"Feldheim autark zu machen, war nicht von Anfang an geplant. Das war es", sagte Bürgermeister Kneip. "Dies lässt sich nur in einer über Jahre gemeinsam gewachsenen vertrauensvollen Partnerschaft zwischen der Energiequelle GmbH, der örtlichen landwirtschaftlichen Genossenschaft Feldheim eG, den Bürgern und der Kommune umsetzen. Das haben wir in Deutschland noch nie erlebt.

Zuvor scheiterte ein Plan, Übertragungsleitungen vom Betreiber Eon Edis zu kaufen, am Widerstand der Gruppe. Aus unternehmerischer Sicht bedeutet Autarkie wenig Wertschöpfung und verlorene Kunden und Geld. Also haben die Feldheimer selbst gehandelt. Bis auf zwei Haushalte im Dorf haben alle 3.000 € selbst beigesteuert, Der Rest des 1,7 Millionen-Euro-Projekts wurde mit Zuschüssen der EU und des Staates finanziert. von Brandenburg. Seit 2010 ist Feldheim komplett autark.

„Wir sind sehr stolz.“

Trotzdem waren wir anfangs noch skeptisch. So war die örtliche Wasserversorgung ursprünglich nicht an das Feldheimer Netz angeschlossen. Es gab zu viele Sicherheitsbedenken. „Die Wasserbehörde hat ihre Meinung geändert, als es in der Gegend einen Stromausfall gab und alles außer Feldheim im Dunkeln blieb“, sagt Raschemann. Seitdem gab es keine Ausfälle. Derzeit sind 34 Haushalte an das Stromnetz angeschlossen, darunter 5 Unternehmen. „Ein solches Projekt lässt sich nur gemeinsam realisieren, und darauf sind wir sehr stolz“, sagt Raschemann.

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Start - Der größte Batteriespeicher war der größte in Europa.

(Foto: Robert Grünheit)

Für Schulklassen, Politiker und Abgeordnete, die Raschemann regelmäßig durchs Dorf führt, öffnet das Individuelle die Tür. Main Street Puzzleteile mit durchdachtem Gesamtkonzept. Der damals größte Batteriespeicher Europas, 2015 in Betrieb genommen, ist in der Nähe des Schweinestalls anschaulich dargestellt. Kraftwerke regeln den Strom und garantieren die Versorgung auch bei Flaute und ohne Sonne.

Die Feldheimer, die unabhängig sind, fühlen natürlich Inflation. Hohe Spritkosten werden viele belasten, sagt Raschemann. Nur sechs Mal am Tag hält der Bus an einer Bushaltestelle am Straßenrand, bevor er in die Kreisstadt Troyenblitzen fährt. Charakteristisch für diesen Staat ist, dass die Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind.

Dennoch ist Feldheim gerade in Krisenzeiten der übrigen Bundesrepublik einen Schritt voraus. Ein Strompreis von 12 Cent pro kWh ist etwa ein Drittel des aktuellen Durchschnitts. Ihre Stromrechnung beträgt 7,5 Cent pro kWh, unabhängig vonMarktschwankungen. Energie aus Biogasanlagen und Windparks wird zum Selbstkostenpreis an angeschlossene Verbraucher geliefert.

Nicht autark

Auch wenn es den Eindruck erweckt, Feldheim wolle kein gallisches Dorf sein.„Es geht nicht um Autarkie. Ich meine, wir sind hier glücklich und um uns herum bröckelt alles. Es geht um Dezentralisierung“, erklärt Knape. Zentrale Energieversorgung ist seit Jahrzehnten ein deutsches Motto. „Aber erneuerbare Energie kann nur dezentral erzeugt werden.“ Also müsse sich auch die daraus abgeleitete Versorgung diesen dezentralen Vorstellungen anpassen. „Vielleicht werden eines Tages viele kleine Feldheimer Berlin beliefern können.“

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Der zum Erhitzen der Hackschnitzel benötigte Brennstoff kommt aus der Umgebung.

(Foto: Robert Grünheit)

Aber laut Knape gibt es einen klaren politischen Willen, den Wandel voranzutreiben und die Energieversorgung wirklich neu zu denken. ins Deutsche. Anstatt Raum für Experimente zu schaffen und Pioniergeist zu leben, stecken Entscheidungsträger oft in veralteten Strukturen fest. „Die Regeln der Vergangenheit machen es schwierig, Antworten auf neue Ansätze zu geben“, sagt Knape. „Aber wir in Feldheim beweisen seit über einem Jahrzehnt, dass eine dezentrale Erzeugung und Versorgung auf Basis erneuerbarer Energien auch wirtschaftlich möglich ist.“

„Kleiner Maßstab Was im Maßstab funktioniert, funktioniert auch im Maßstab, “, glaubt Raschemann. Natürlich kann nicht jeder Standort ein eigenes Versorgungsnetz aufbauen. Das macht keinen Sinn. Aber Feldheim zeigt, wie visionäre Ideen, offene Politik und engagierte bürgerschaftliche Solidarität etwas bewegen und zum Klimaschutz beitragen können.

Das Erfolgsgeheimnis von Feldheim liegt laut Raschemann darin, dass „alle Beteiligten von einem energieautarken Dorfprojekt profitieren“. Durch die Gläser ihrer Sonnenbrille mustert sie die hoch aufragenden Windräder über den Ziegeldächern und gibt kurze telefonische Anweisungen über die Anlagen, die Techniker heute noch besuchen müssen. Energiesicherheit ist bei Feldheim kein abstraktes politisches Konzept, sondern gelebte Praxis. Die Menschen hier verlassen sich nur auf das, was um sie herum ist. Das gibt Ihnen die Gewissheit, genug Energie für morgen zu haben.