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Italiens vergessenes Kindertraining: Als Amerigo sich auf ein neues Leben begab

Neapel, 1946: Der siebenjährige Amerigo sammelt Lumpen und hat immer Hunger. Dann fand er einen Zugstandort für ein Kind, das bei einer Familie in Norditalien aufwächst. In ihrem neuen Roman erzählt Viola Aldone einfühlsam, wie diese Erfahrung sein Leben prägt.

Ähnlich wie die deutsche Geschichte, aber ein längst vergessener Teil der italienischen Geschichte. Züge brachten uns in den wohlhabenderen Norden. Dort lebten sie mit ihren Familien, erhielten regelmäßige Mahlzeiten und neue Kleidung und gingen zur Schule. Dadurch entkamen viele Kinder Hunger und Elend. Für einige war es der Beginn eines neuen Lebens.

Die italienische Autorin Viola Aldone weckt in ihrem Roman Erinnerungen an diese von der Kommunistischen Partei unterstützte Initiative. „Train of Hope“ war ein Überraschungshit und wurde mittlerweile in 30 Sprachen übersetzt. Nach der Veröffentlichung des Buches in Italien "sprachen viele wieder darüber - nicht mehr beschämend, sondern stolz", sagte Ardone in einem Interview mit dem Bertelsmann-Verlag. Verfügbar.

Ardone wählte den siebenjährigen Amerigo Speranza, der sich 1946 einen Platz in einem der Sonderzüge sicherte, als Ich-Erzähler des Romans. Der Junge stammt aus den Slums von Neapel und ist für sein Wissen als "Nobelpreisträger" bekannt. Er kennt seinen Vater nicht und wächst mit Antonietta auf, einer mürrischen und wortkargen Mutter. Antonietta ist eine analphabetische Näherin. Jeden Tag sammelt Amerigo Lumpen, die seine Mutter wäscht, repariert und verkauft, aber der Hunger ist immer auf seiner Seite.

Erwartung und Abschiedsschmerz

Am Tag unserer Abreise in den Norden ist der Bahnhof in Aufruhr. Amerigo und die anderen Kinder schwanken zwischen Vorfreude und Abschiedsschmerz, erzählen sich erschreckende Geschichten - wer weiß, ob sie am Ende nicht in Sibirien beim Frühstück landen?Ich wollte keine historische Epoche nachstellen, ich wollte nachstellen die Erfahrung eines Kindes", sagt Ardone.

Diese neue Welt für Amerigo heißt Emilia und liegt in der Romagna. Bei seiner Gastfamilie in der Nähe von Modena fühlte er sich sofort zu Hause. Dort erfährt er eine Wärme und Zuneigung, die ihm seine Mutter nicht geben kann. Und zum ersten Mal in meinem Leben trage ich etwas zu kleine Schuhe, habe mich aber noch nicht über andere Kinder gebeugt.

Durch seinen Adoptivvater Alcide, einen Instrumentenbauer, entdeckte Amerigo seine Liebe zur klassischen Musik. Der Junge verbringt gerne Zeit mit Alcide in seiner Werkstatt. Ein Jahr später kehrt Amerigo nach Neapel zurück. Seine Mutter wurde ihm etwas fremd, als sie später aus Geldmangel die Geige verkaufte, die Amerigos Adoptivvater extra für ihn angefertigt hatte, flüchtete der Junge und kehrte in den Zug Richtung Norden zurück.

Lebenslange innere Verwirrung

Der Leser erlebt den größten Teil des Romans durch die Augen eines kleinen Jungen. Sie werden dabei sein, wenn Amerigo Schuhe auf den Straßen von Neapel zählt: „Gesunde Schuhe: 1 Punkt nach oben; Kaputte Schuhe: 1 Punkt nach unten; Neue Schuhe: Sternchen.“ Wenn du ihr einen kleinen Apfel gibst, kannst du ihr den Mantel zuwerfen gerade vom Veranstalter erhalten und etwas nähen. Das letzte Viertel des Buches spielt im Jahr 1994. Zu dieser Zeit ist Amerigo ein berühmter Geiger und konfrontiert seine Vergangenheit in Neapel, die er hinter sich zu lassen glaubte.

Zusammen mit dem kleinen Amerigo hat Aldone einen Helden erschaffen, der leicht zu mögen ist. Dazu trägt auch die kindliche, sympathische Sprache bei, die Übersetzer Hansen im Deutschen für bewegende Tonalität findet. Die ganze Geschichte hätte etwas tiefer gehen können, aber Ardone ist sehr sensibel dafür, was "Kinderabschiebung" für so viele Jungen und Mädchen bedeutete. Das Geigenspiel hilft Amerigo, der Armut zu entkommen, aber gleichzeitig wird er von einem lebenslangen inneren Konflikt geplagt.